So kann ich nicht lüften

krabbeltierchen

denn Tiere außerhalb meiner Wohnung lasse ich in Ruhe, aber wenn ich vom Fenster weggegangen wäre, dann hätte ich einen uneingeladenen Besucher. Vielbeiner mag ich nicht, aber Leichen beseitigen auch nicht. Also blieb das Fenster zu, bis sich das recht große, hässliche Viech während eines Regengusses einen besseren Platz gesucht hat.

Zu den Leuten, die Spinnen per Containertaxi und Pappdeckel aus dem Haus schaffen, gehöre ich nicht. Die Wildnis gehört ihnen, meine Wohnung mir und ich benutze einen Staubsauger…

Literaturnobelpreis

für Bob Dylan find ich gut! Ich hab’s nicht so mit Lyrik, schon gar nicht mit moderner Lyrik. Ich kann nicht mal den Zaublehrling fehlerfrei auswendig. Aber dutzende Songtexte? Kein Problem. Und ich hab ein Faible für gute Songtexte, die eine Geschichte erzählen oder eine Botschaft haben. So wie bei Bob Dylan eben.

Haruki Murakami hätte ich den Preis auch gegönnt. Vielleicht hat er ja nächstes Jahr endlich Glück damit.

Lieblingsplatz

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Einige dieser erstaunlich bequemen Liegestühle hat man nach einer größeren Umgestaltung an einen meiner Lieblingsspazierwege gestellt. Dieser hier ist nur leer, weil ich grad eben von ihm aufgestanden bin. Ansonsten sie die Plätze bei Alt und Jung heiß begehrt, so bald sich auch nur ein Sonnenstrahl blicken lässt. Ihre Ausrichtung nach Südwesten macht sie für das nachmittägliche Sonnenbad perfekt.

Einen Haken gibt es aber schon, denn wenn die Stühle so zugewuchert sind, dann summt und krabbelt es beeindruckend. Ich jedenfalls habe ein Handtuch auf den Stuhl gelegt, damit Tierchen mit vielen Beinen nur auf einem langen Weg in meine Klamotten klettern können. Ich guck Natur lieber an, als sie meine Rücken heraufkrabbeln zu fühlen.

Kurze Zeit nach der Aufnahme, war dann jemand mit einer Sense da.

Monstersommer (4)

wegstrecke Den größten Teil der Strecke wäre ich in diesem Sommer auch ohne neues Spiel gelaufen. Und ja, ich bin sie wirklich alle Kilometer gelaufen, zwei Busstrecken waren dabei, aber anfangs hat das Spiel die Strecke nicht richtig geloggt, sodass das Ergebnis stimmt.

Ein paar Extralaufkilometer kamen durch das Spiel dazu. Wenn man nochmal eine kleine Runde gehen muss, um an Pokestops Bälle einzusammeln oder man einem besonderern Monster hinterherjagt oder mal einen Umweg geht, um noch ein paar Bälle zu holen. Manche normale Fußwege zum Einkaufen wurden unterhaltsamer, andere nicht, da gab’s weder Pokestops noch Monster.

Mit Smartphone wage ich mich auch mutiger in unbekannte Gebiete. Ich bin Superheldin im Verirren. Jetzt bin ich technikaffine Superheldin mit Google Maps und finde immer wieder nach Hause. Das finde ich äußerst beruhigend.

Beunruhigend finde ich die dabei entstehenden Datenmengen. Während einer Spielerunde fotografierte ich eine Ansammlung von Spielern. Darauf zeigte mein Handy die Meldung. „Sie haben Sehenswürdigkeit XY fotografiert, wollen Sie das Foto bei Google veröffentlichen?“ Den Entsetzensschrei konnte ich nur mühsam unterdrücken. Sehenswürdigkeit XY war auf dem Foto gar nicht drauf und ich fand die Frage unfassbar unverschämt. Den „frag mich sowas nie wieder“ Knopf hab ich gefunden. Das mulmige Gefühl bleibt. Es wurde schlimmer als ich den Standort einer weiteren Sehenswürdigkeit in meinem Googlekonto fand und lange überlegen musste, wie der da hingekommen ist, obwohl ich das Tracking abgeschaltet habe. Lösung: Es ist ein Restaurant und ich hab die Speisekarte fotografiert.

Ich werde sicher nicht dauerhaft ständig mit so einem Spion in der Tasche herumlaufen. Aber über mich gäbe es vermutlich auch nichts Interessantes herauszufinden, wenn ich es täte. Mich verstört mit welcher Selbstverständlichkeit so viele andere, besonders junge Menschen ihre Smartphones immer dabei haben und wie bereitwillig sie unglaubliche Mengen an Daten damit erzeugen und verteilen.

An manchen anderen Spielern hab ich auch nicht verstanden, dass sie oft sehr lange an Lockmodulen saßen und dort einen Pokemon nach dem anderen fingen oder mit dem Auto auf Pokemonfang gingen. Natürlich ist das spieltechnisch sehr effektiv. Aber es ist langweilig. Mal eine Weile an einem Lockmodul sitzen und die heiß gelaufenen Füße ausruhen oder mit anderen Spielern plaudern und erfahren, wo welchen Monster zu fangen sind, das hab ich ab und zu auch gemacht. Aber stundenlang mit externem Akku an derselben Stelle sitzen? Es ist ja nicht so, dass das Fangen der Pokemon wirklich faszinierend wäre.

Mit dem Auto in einen anderen Ort fahren, um ihn sich anzusehen, vielleicht einzukaufen oder essen zu gehen und dabei auch ein paar Pokemon zu fangen verstehe ich auch. Aber einzelnen Pokemon nachjagen. Also nur wegen der Pokemon überhaupt in der Gegend rumfahren? Nein, das begreife ich nicht.

Monstersommer (3)

pokestopsMit einem Smartphone in der Hand auf Monsterjagd sieht die vertraute Stadt doch ein wenig anders aus. Dazu gibt es ein Gesprächsthema mehr.

So fand ich mich in einer warmen Sommernacht am Flussufer wieder. Neben mir spielten drei junge Männer und nach einer Weile kam ein etwa 13 jähriger Junge dazu. Meine Mitspieler wohnten außerhalb der Stadt und waren doch sehr erstaunt als ich beim Fachsimpeln meinen Spielerlevel mitteilte. So viel Ehrgeiz hatten sie mir nicht zugetraut. Der Junge hatte einen kleinen Ausflug von Vaters Gaststätte gemacht und beeindruckte mich mit seinem Selbstbewusstsein und seiner souveränen Gesprächsführung.

Nach einer Weile fand sich ein kleines Jazzensemble auf der Brücke ein und spielte. Ich hatte einen Logenplatz am Fluss und habe gern zugehört.

 

Monstersommer (2)

bplatzEtwa 10 Wochen hat der Spuk gedauert. Nun ist der Platz, der im Hochsommer vorwiegend Treffpunkt der Pokemon Spieler war, wieder ein Ort, an dem jeder eine Pause macht und die Sonne genießt, dem gerade danach ist. Am Herbstanfang liegt das jähe Ende also nicht.

Es liegt am Spiel selber. Ich habe noch nie ein so schlecht ausgeführtes Spiel getestet. Es gibt nur wenige Funktionen und sogar bei denen hapert’s. Wettkämpfe sind langweilig, ein Mittel gegen automatisch Punkte sammelnde Figuren gibt es nicht und Pokemon findet man ohne zusätzliche Websites auch nicht, jedenfalls nicht in einem Umfang, mit dem das Spiel noch Spaß machen würde. Das einzige, was wirklich funktioniert ist das Fangen, wenn man ein Pokemon sieht. So wird ein Spiel eben nicht älter als 10 Wochen. Nicht mal in einem Sommer mit wunderbarem Wetter, weder zu heiß noch zu verregnet.

Ein paar Optimisten glauben, dass das Spiel länger laufen wird. Ich nicht, denn je weniger Leute mitspielen, desto weniger Lockmodule und Treffpunkte gibt es, also gibt es auch weniger Pokemon, von denen man nach ein paar Wochen von den meisten Arten so viele hat, dass man sie ignoriert.

Erstaunlicher ist eigentlich, dass das Spiel überhaupt so lange lief. Ich hab etwa neun Wochen gespielt und mich wie Millionen anderer Menschen dabei gut amüsiert und viel bewegt. Es waren besonders die Erlebnisse am Rande des Spiels, die mir viel Freude gemacht haben. Und davon werde ich ein wenig erzählen…